Verwunderliches aus dem Munde eines Altbischofs

Der Altbischof der ehemaligen Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack, trägt sich laut Tagesspiegel mit dem Gedanken, in eine Partei einzutreten. In diesem Zusammenhang bewertete er auch die CDU Deutschlands und führte unter anderem aus, bei der CDU störe ihn „der Umgang der CDU mit ihrer Vergangenheit. Die PDS-Akten liegen auf der Straße, aber die CDU hat ihre Akten gleich ins Parteiarchiv nach Sankt Augustin abtransportiert.“ Ferner monierte er, dass die CDU, da sie aus der Zentrumspartei hervorgegangen sei, „etwas tief Katholisches“ darstelle.

Hierzu nimmt der Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU in Sachsen-Anhalt, Jürgen Scharf MdL, wie folgt Stellung: „Es ist schon recht verwunderlich, wie Altbischof Noack, der ab dem Wintersemester 2009/2010 an der Martin-Luther-Universität in Halle/Wittenberg am Institut für Bibelwissenschaft und Kirchengeschichte eine Dozentur für kirchliche Zeitgeschichte und mitteldeutsche Regionalgeschichte antreten wird, sich oberflächlich und irreführend zur Geschichte der CDU äußert. Die CDU ist mitnichten eine Fortsetzung der alten katholischen Zentrumspartei. Dieser Vorwurf ist schlichtweg falsch. Die CDU Deutschlands war und wollte von Anfang an eine interkonfessionelle Partei sein, da ihre Gründungsväter und –mütter einen Hauptgrund für das ´gottlose Abenteuer´ in der Nazizeit (siehe Berliner Gründungsaufruf von 1945) in der konfessionellen Zerstrittenheit und Schwäche der Christenheit in Deutschland angesehen haben. Deshalb fanden sich in der CDU katholische und evangelische Christen, Frauen und Männer aus allen Regionen und sozialen Schichten zusammen. Die CDU hat konservative, liberale und christlich-soziale Wurzeln. Ja, man kann durchaus sagen, sie sei eine ´Partei der Ökumene´. Hervorragende politische und kirchliche Persönlichkeiten, wie Otto Dibelius, Hermann Ehlers, Robert Tillmanns, Kai-Uwe von Hassel, Eugen Gerstenmaier, Richard von Weizsäcker, Lothar de Maizière, Wolfgang Schäuble und Angela Merkel bezeugen das evangelische Element in der CDU. Von Hermann Ehlers wurde als sichtbares Zeichen des protestantischen Mitgliederteils der CDU/CSU 1952 der Evangelische Arbeitskreis gegründet. Dieser ist bis heute fest in der Unionsfamilie verwurzelt.

Es ist vollkommen abstrus zu suggerieren, die CDU hätte ihre Akten im Parteiarchiv in Sankt Augustin weggesperrt. Nachprüfbare Tatsache ist, dass es untrennbarer Bestandteil der politischen Arbeit der CDU ist, ihre Parteigeschichte aufzuarbeiten. Dieses erfolgt durch eine umfangreiche wissenschaftliche Tätigkeit, aber auch immer wieder durch öffentliche Stellungnahmen. So heißt es schon auf dem Sonderparteitag der Ost-CDU vom 15./16.12.1989: ´Wir bekennen unsere Schuld an den Deformationen, unter denen wir mit allen Bürgern unseres Landes zu leiden haben. Zu viele von uns haben aus Angst, aus Resignation, aus Überheblichkeit gegenüber Mahnern und Kritikern nicht widerstanden, wo dies um der Menschen willen notwendig gewesen wäre Erinnert sei auch an den am 26.10.1989 veröffentlichten ´Brief aus Weimar´. Die Akten der Ost-CDU werden im Archiv für christlich-demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung in Sankt Augustin gesammelt, aufbewahrt und stehen der Forschung unter der Geltung des Bundesarchivgesetzes zur Verfügung. Daher sind die Akten jederzeit öffentlich zugänglich. Formal rechtlich sind und bleiben die Akten Eigentum des Bundes. In und mit den Akten wird sehr intensiv wissenschaftlich geforscht und die Ergebnisse werden fortlaufend publiziert.

Vielleicht findet Altbischof Noack bei seiner neuen Lehrtätigkeit Zeit und Muße, nicht Unsinn in Tageszeitungen zu plaudern, sondern sich wissenschaftlich-historischer Arbeit zu widmen, die dann auch ihm zu korrekten Aussagen zur Parteigeschichte der CDU verhelfen können.“

Sachsen-Anhalt, den 03.09.2009