Nachlese zur Landtagswahl

 

Beitrag für den Elbkurier, Informationsblatt des CDU-Kreisverbandes Magdeburg, Juni 2011

 

Sachsen-Anhalt gehört zu den kleineren Bundesländern, dennoch sind die jeweiligen Landtagswahlen immer mit Interesse beobachtet und bewertet worden, so auch die Wahlen am 20. März 2011.

   Der Bundestrend im Frühjahr 2011 wurde durch Diskussionen wie über den Umbau des Stuttgarter Bahnhofes, das Gezerre um Höhe und Ausgestaltung der Grundsicherung für Kinder und die Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima infolge eines Erdbebens bestimmt. All diese Ereignisse hatten offensichtlich auf das Wahlergebnis in Sachsen-Anhalt nur eine begrenzte Wirkung. Sie spülten allerdings die Grünen in und die FDP aus dem Landtag. Erfreulicher weise gelang es der NPD trotz massiver Werbung nicht, die 5%-Hürde zu überspringen. Die CDU konnte ein (relativ!) gutes Wahlergebnis erreichen und stellt 41 der 45 Direktmandate. In Magdeburg zogen erneut Jürgen Scharf, Wigbert Schwenke und Dieter Steinecke in den Landtag ein. Bernd Heynemann verfehlte diesen nur knapp. Folge dieses Landesergebnisses ist allerdings eine unvermeidbare Vergrößerung  des Landtages durch Ausgleichs– und Überhangmandate von gesetzlich 91 auf aktuell 105 Abgeordnete.

 Die einzig vernünftige Regierungskonstellation ist unter diesen Bedingungen die Bildung einer CDU/SPD-Koalition. Die Gefahr einer rot-roten Koalition war angesichts des recht schlechten Wahlergebnisses der SPD schon am Wahlabend gebannt.

  Angesichts dieser Ausgangslage ist es schon verwunderlich, in welch starkem Maße sich SPD-Positionen im Koalitionsvertrag wiederfinden. So soll u. a. der Anspruch auf Ganztagsbetreuung in einer Kindertagesstätte unabhängig von der Arbeitssituation der Eltern schrittweise wieder eingeführt werden. Eine Maßnahme, die je nach Hochrechnung in der Endphase ca. 30 bis 50 Mio. € zusätzlich kosten wird.

   Eine neue Schule, die Gemeinschaftsschule, wird als weitere Regelschule durch Gesetz eingeführt. Diese soll durch Umwandlung bisheriger Schulen erfolgen, wenn Schulträger, d.h. in Magdeburg der Stadtrat, und Gesamtkonferenz der Schule dieses wollen. Die schulgesetzliche Ausgestaltung ist noch offen. Da ein SPD-Kultusminister diesen Prozess steuern wird, kommt auf die CDU eine hohe Verantwortung zu. In Hamburg führte (auf anderer rechtlicher Grundlage) eine falsche Schulpolitik  u. a. zum Absturz der CDU. Nach meiner Auffassung wäre die Zusage einiger Schulversuche für diese geplante neue Schulform ausreichend gewesen.

  Zwar stehen alle diese Maßnahmen unter Finanzierungsvorbehalt, aber die SPD wird auf deren Einführung bestehen, zumal die bisher nur in der Landeshaushaltsordnung verankerte sog. Schuldenbremse wohl auch zukünftig nicht Bestandteil der Verfassung werden wird, wozu wahrscheinlich sogar die Grünen zu gewinnen wären. Die Gefahr eines weiteren „Aufsattelns“ von Wünschen, die Verfassung zu verändern, besteht nicht, da hierzu die CDU-Fraktion im Landtag eine ausreichende Sperrminorität besitz. Es sei daran erinnert, dass auf Grund degressiver Entwicklungen von EU-Förderprogrammen, dem Auslaufen des Solidarpaktes II, und der Konsolidierungshilfen der Gesamtumfang des Haushaltes des Landes bis 2020 um ca. 20-25% schrumpfen muss!

  Wichtige Infrastrukturmaßnahmen, wie die Verlängerung der A14 und ökologisch vertretbare Unterhaltungsmaßnahmen an Elbe und Saale sind Ziel der Koalition. Wenn aber lediglich vom Bund „eine zügige Entscheidung zum Saale-Seitenkanal…erwartet“ wird, wird dieser Kanal nie gebaut werden.

  Die Koalition bekennt sich zum „weiteren gezielten Ausbau“ erneuerbarer Energien. „ Die Rücknahme der Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken“ ist für sie eine „Minimalforderung“. Damit werden wir auch in der CDU unseres Landes noch über eine sichere und bezahlbare Energieversorgung diskutieren.

  Der Landtag konstituierte sich am 19. April 2011. Landesbischöfin Junkermann, Kirchenpräsident Liebig und Bischof Feige leiteten gemeinsam einen ökumenischen Gottesdienst vor der  Sitzung des Landtages. Zum Präsidenten des Landtages wurde  Detlef Gürth gewählt, zum Ministerpräsidenten  Dr. Reiner Haseloff. Die CDU-Fraktion wählte André Schröder zu ihrem Vorsitzenden.

  Es leisteten den Amtseid mit religiöser Beteuerung alle CDU-Minister , seitens der SPD die Minister Bischoff und  Dorgerloh.

 

Jürgen Scharf