Präsident
Herr Steinecke:
Vielen Dank für Ihre
Ausführungen, Herr Minister. ‑ Wir treten nun in die Debatte ein.
Als erstem Debattenredner erteile ich der CDU das Wort. Herr Scharf, bitte.
Herr
Scharf (CDU):
Herr Präsident! Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Lieber Herr Kosmehl, Ihre Anträge zeichnen sich
gewöhnlich durch eine kurze, knackige und präzise Beschreibung des
Sachverhaltes aus. Dass Sie gerade bei einem Misstrauensantrag, der kein
alltäglicher Antrag ist, zumindest in der Begründung so luschig formulieren,
sodass auch ich eine ganze Weile überlegen musste, was der Junge damit
überhaupt meint, zeugt eigentlich nicht von Ihrem Arbeitsstil.
(Heiterkeit bei der CDU)
Meistens weiß man, was Sie
vortragen, und muss sich nicht erst ein Stück weit darauf gefasst machen, was
im Verlauf der Rede auf einen zukommt.
(Herr Wolpert, FDP: Sie sind
von alleine drauf gekommen!)
Wenn es so viel gewesen wäre,
hätte er zumindest eine Seite ordentlich herunterschreiben
können; das hat er doch eigentlich drauf, meine Damen und Herren.
(Zustimmung bei der CDU ‑ Beifall
bei der SPD)
Im Übrigen ist das mit
Misstrauensanträgen immer so eine Sache. Ich bin schon eine ganze Weile lang im
Parlament. Wir haben in der zweiten Wahlperiode acht solcher Anträge gestellt
und dann haben wir es sein lassen.
(Heiterkeit bei der CDU und
bei der SPD)
Aus jetziger Sicht muss ich
sagen, dass es die damals Regierenden nicht sonderlich erschüttert hat. Ich
habe das ausdrücklich bedauert, aber wir haben die Serie unterbrochen und uns
vermehrt anderen parlamentarischen Anträgen zugewandt. Das muss man sich genau
überlegen.
Die FDP hat nach meiner
Kenntnis zuletzt im Herbst 2007 auch im Bundestag versucht, den
Bundesverteidigungsminister mit einem Missbilligungsantrag von seinen Aufgaben
zu befreien. Das ist auch nicht gelungen.
(Frau Dr. Hüskens, FDP: Zeit wäre es gewesen!)
Meine Damen und Herren! Es
ist so, dass man ablesen kann ‑ die Tribüne zeigt es auch sehr
deutlich ‑, dass Misstrauensanträge durchaus einen hohen Öffentlichkeitswert
haben. Sie haben aber normalerweise keinerlei parlamentarischen Folgen, außer
dass ein Thema ‑ das kann auch gerechtfertigt und notwendig
sein ‑ in den Mittelpunkt der öffentlichen Auseinandersetzungen
kommt.
Aber man sollte sich wirklich
die Mühe machen, ein Stück weit stärker ins Detail zu gehen und ein Stück weit
stärker aufzubereiten. Gerade wenn ich den Juristen Kosmehl anspreche ‑ ich
bin kein Jurist, deshalb möge man mir das nachsehen ‑, wäre doch die
detaillierte Beweisführung und auch das Unterscheiden von Vermutungen und Beweisen
sowie von möglichen und von erwiesenen Tatbeständen etwas deutlicher
herauszuarbeiten gewesen. Meine Damen und Herren! In der parlamentarischen
Praxis ist dies nicht immer üblich.
(Herr Wolpert, FDP: Das ist
kein Strafprozess! ‑ Herr Dr. Schrader,
FDP: Zum Thema!)
Ich kenne es auch, dass man
versucht ist, ein bisschen damit zu spielen, was sein könnte, was sein sollte
und was vielleicht nicht klar genug ist. Aber, meine Damen und Herren, das ist
nicht der Stil, den wir an dieser Stelle brauchen.
(Zustimmung bei der SPD)
Wenn Herr Kosmehl den Vorwurf
erhebt, die Polizeistrukturreform hat wahrscheinlich dazu geführt, dass die
Aufklärungsrate im Süden des Landes gesunken ist, dann sage ich, gut, das kann sein,
man weiß nicht, ob es stimmt oder nicht. Aber die Unaufrichtigkeit beginnt an
der Stelle, an der nun lauthals beklagt wird, es sind nicht genügend Polizisten
vorhanden. Bei einer anderen Veranstaltung ‑ diese Rolle übernimmt
meistens Frau Dr. Hüskens und tut dies
rhetorisch besonders ausgefeilt ‑ wird darüber geklagt, dass die
Landesregierung nicht in der Lage ist, ein Personalabbaukonzept vorzulegen, das
den Namen verdient, dass wir zu viel Personal an Bord haben, dass wir nicht
schnell genug von unseren Schulden herunterkommen und dass die Ausstattungsquote
gemessen an den finanzschwachen Flächenländern ‑ das ist der
fachliche Begriff ‑ in Sachsen-Anhalt zu hoch ist. Dann kommt wieder
Herr Kosmehl und sagt: Wir haben aber nicht genügend Polizisten.
(Frau Budde, SPD: So machen
die das!)
Dann kommt wieder das
verräterische Schlüsselwort, das er heute nicht genannt hat, aber ich nenne es
einmal, damit jeder das Vokabular kennt. Dann kommt das Schlüsselwort: Wir
wollen doch nicht die Vergleichsmaßstäbe mit den alten Flächenländern, sondern
wir wollen eine aufgabenbezogene Zuweisung. Wenn die Aufgabe aber so
ausgestaltet ist, dann ist mehr Personal erforderlich.
(Frau Budde, SPD: Aber mit
weniger Geld!)
‑ Dann kommen wir
schnell in die Lohndebatte. Das wollen wir aber auch nicht. ‑ Dem
stimmt aber jeder zu, dass für die Aufgabe das entsprechende Personal vorhanden
sein muss. Das ist so etwas von klar und einleuchtend, dass eigentlich niemand
dagegen sein kann. Wenn aber dann jeder Minister zu Recht eine aufgabenbezogene
Personalzuweisung einfordert, dann gönne ich das jedem Minister. Der arme Herr Bullerjahn ist ‑ vielleicht zum Glück ‑
nicht anwesend. Wenn man das dann zusammenrechnet, dann kommt wieder Frau Hüskens und stellt fest: Das geht wieder einmal nicht auf.
Die Regierung kann nicht rechnen.
(Frau Dr. Hüskens, FDP: Kommen Sie einmal in die Enquetekommission!)
Meine Damen und Herren! Das
ist eine etwas zu billige Aufgabenteilung. Wer das Feld gegenwärtig nicht
pflügen muss, der kann vortrefflich über die dabei zu leistende Arbeit richten.
(Beifall bei der CDU und bei
der SPD)
Meine Redezeit ist leider
schon fast zu Ende. Ich wollte Herrn Kosmehl eigentlich ausführlich antworten.
Aber eine Sache muss ich noch loswerden. Die Sache mit dem Verfassungsschutz,
von der ich zum ersten Mal gehört habe, nehme ich ernst. Ich vermute aber, dass
wir diese Geschichte nur in den Anfängen kennen. Wir werden erst in den
nächsten Wochen ‑ ich weiß nicht, wie lange so etwas dauert ‑
hören, wie die Geschichte vollständig lautet. Wenn ich es der Zeitung richtig
entnommen habe, hat der Innenminister ein Disziplinarverfahren eingeleitet.
Wenn Sie behaupten, er kümmere sich nicht und handele
zu zögerlich, obwohl er umgehend ein Disziplinarverfahren zur Aufklärung eines
Sachverhaltes einleitet, dann kann ich diese Behauptung nicht nachvollziehen.
Wenn dieses
Disziplinarverfahren abgeschlossen ist, dann werden wir uns genau anschauen,
was dort gelaufen ist und was dort nicht hätte laufen sollen. Dann werden wir
sehen ‑ wir wollen die gesetzliche Basis dafür ändern ‑,
wie sich die FDP dazu verhält, das tatsächlich vernünftig zu regeln, was wir
brauchen.
Wenn schon meine Redezeit zu
Ende ist, was mir bei diesem Tagesordnungspunkt außerordentlich leid tut, dann
möchte ich doch zumindest an dieser Stelle einen wichtigen Satz sagen, der
gehört werden muss und der auch von allen gehört werden will: Wir lehnen den
Antrag ab, liebe Kolleginnen und Kollegen. Die CDU-Fraktion lehnt den
Missbilligungsantrag ab. ‑ Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU und bei
der SPD)