30 Jahre freiwilliger Dienst in der Kirche in der DDR Zum
Tode von Altbischof Dr. Werner Krusche
Altbischof
Dr. Werner Krusche ist im 91. Lebensjahr heimgerufen
worden. Der Evangelische Arbeitskreis trauert um eine herausragende
Persönlichkeit des kirchlichen und öffentlichen Lebens.
Der Vorsitzende des EAK,
Jürgen Scharf, erklärte:
„Altbischof Krusche hat persönlich den schweren Weg nicht gescheut. Er
ist seinem Auftrag nie davon gelaufen. Er trug Verantwortung dort, wo er
gebraucht wurde. Wehrdienst und Kriegsverletzung führten ihn hin zur
theologischen Ausbildung, nach der er 1953 bewusst den Weg von West nach Ost in
die frühere DDR ging, um den Seelsorgeauftrag gerade in den staatlich
drangsalierten Gemeinden auszuführen. Zum Bischof berufen, wirkte er von 1968
bis 1983 an maßgeblicher Stelle in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz
Sachsen in Magdeburg. In einer synodal besonders geprägten Kirche führte er das
Bischofsamt vorbildgebend als geistliches Leitungsamt aus. Gerade in einer marxistisch ausgerichteten
Gesellschaft waren seine Vorträge wie ‚Die Gemeinde Jesu Christi auf dem Wege
in die Diaspora’ für Christen über Jahre hinweg geistige und auch politische
Richtschnur.
Den Konflikt mit
staatlichen Stellen hat er nicht gesucht, aber wo immer nötig, deutliche und
klare Worte gefunden und so manche Auseinandersetzung durch geradlinige und
zugleich pragmatische Haltung lösen können. Erinnert sei an die schwierige
Situation nach der Selbstverbrennung des Pfarrers Oskar Brüsewitz
oder den Konflikt um die Friedensdekaden mit dem Symbol ‚Schwerter zu
Flugscharen’. Umso härter traf ihn der ungerechtfertigte Vorwurf des
Kirchenhistorikers Gerhard Besier, der ihm Kumpanei
mit dem Staat vorwarf.
Selbst im Ruhestand
blieb Krusche durch Predigt, Vorträge und
publizistische Tätigkeit aktiv. Nach der friedlichen Revolution ermutigte er,
die neu gewonnenen Handlungsmöglichkeiten auch zu ergreifen und so unterstützte
er unter anderem die Gründung von christlich orientierten Schulen in freier
Trägerschaft.
Wir alle verlieren mit
Altbischof Krusche eine herausragende Persönlichkeit
des kirchlichen und des öffentlichen Lebens. Er hat sich seinem Auftrag nie
entzogen. Wir dürfen ihm hierfür dankbar sein.“
Sachsen-Anhalt,
den 30.07.2009